Hardcore oder Casual

Auf den zeitlichen Aspekt bezogen gehörte ich in FF11 wohl der Hardcore - Fraktion an. Bei FF14 nunmehr eher Casual.

Warum?


Rückblick - Lang ist es her, mit einer sehr teuren und wenig leistungsfähigen Dual-ISDN Leitung bewaffnet Stand ich nach stundenlanger Installation und einer gefühlten 3 - minütigen Cutszene - Einführung auf dem Server Lakshmi in Windurst mit (ca.) 50 Gil in der Tasche mitten in der Stadt. Niemand weit und breit, allem Anschein nach, allein. Nach ein paar wenigen Geh - und Schreib - Versuchen wurde das Handbuch gezückt und um Hilfe geshoutet. Nach einer Weile meldete sich ein netter japanischer Spieler der mich mit einem netten englischen Spieler bekanntmachte der widerum eine nette deutschsprachige Spielerin kannte. Seit diesem Tage hab ich die folgenden 4 Jahre mit FF11 verbracht.

Wie Andra eingangs beschrieben hat, war das Spiel alles andere als einsteigerfreundlich und mit Lvl 10 begann dann das böse Erwachen. EXP nur mit funktionierenden Gruppen und das alle 65 Lvl bis zum bitteren Ende. Stundenlange Gruppensuche auf dem Hosenboden in Jeuno. Für THF, den ich mit Begeisterung gespielt hab, hab ich ca. ein halbes bis dreiviertel Jahr gebraucht um ihn zu maxen. PLD, was die erste Wahl war, hab ich vorzeitig beendet und dann später im Zuge von LS Events nachgeholt. Alles in allem war es eine sehr geile Zeit, auch wenn es paradoxerweise nicht so klingt. Es stimmt schon das man viel Zeit zwangsläufig verschwenden musste, viel EXP eingebüst hat und oft frustriert ausgeloggt ist. Im Gegenzug allerdings wurde man immer wieder für seine Anstrengungen belohnt. Sei es das beenden eine äußerst anspruchsvollen Questreihe *hust* COP *hust* oder das ercampen eines irre raren Gegenstandes *hust* THF's Knife *hust* oder einfach nur eine erfolgreiche, lohnenswerte EXP Party mit coolen Leuten unterschiedlichster Länder. Die Atmossphäre rundrum stimmte einfach, obwohl instanziert ergab das gesamte doch ein Bild und unterstrichen wurde alles durch umfangreiche Quests, minutenlangen Sequenzen (natürlich nur in Englisch) und wirklich anspruchsvollen Kämpfen. Hat man sich einmal darauf eingelassen hat man immer wieder den Weg zurückgefunden und die Startmessage kurz vor der Charakterauswahl (RL nicht vernachlässigen usw.) hatte durchaus ihre Daseinsberechtigung. Kurzum - so schwer das Spiel auch war - es hat sich irgendwie immer gelohnt.

Heute - SE ist ja dafür bekannt das sie sich mit jedem FF - Teil (on- wie offline) selbst neu erfinden. Grundsätzlich ist das nicht verkehrt. Oftmals machen sie dabei aber immer eine Art Gradwanderung durch. FF7 hat mich im zarten Alter von 13 Jahren infiziert und seither hab ich alle Folgeteile begeistert gespielt. Immer gab es haufenweise neue Elemente mit denen man sich erst mehr oder weniger anfreunden musste. Immer gab es aber auch gewisse Sachen bei denen man sofort erkannte, dass es sich nur um FF handeln konnte. Selbst die 11 hatte einen gewissen Wiedererkennungswert gegenüber den Solo - Titeln, weswegen ich auch damals einfach dabei geblieben bin, bis sich eins nach dem anderen ergab. Mein Eindruck von FF14 ist natürlich in erster Linie wiedereinmal der, das sich SE richtig einen Kopf gemacht hat, Dinge zu entwickeln und umzusetzen die es in der Form in MMO's noch nicht gibt. Auch in Hinblick auf die Einsteigerfreundlichkeit ist viel passiert. Im Vergleich zur 11 war die Einführung in die 14 purer Luxus. Was jetzt allerdings passiert hat nicht mehr viel mit FF zu tun sondern vielmehr mit Schadensbegrenzung um das Projekt am Leben zu erhalten. Daher würde ich mal sagen das sich das Spiel nach den lautesten Stimmen richten wird. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus ist das auch nur verständlich. Was das allerdings für "Hardcore" Fans bedeutet kann ich nicht sagen. Von meiner Seite her ist das Spiel nicht zu kompliziert, wenn ich was suche dann find ich es auch. Meiner Meinung nach brauchen NPC keine Buttons am Kopf, ich brauch keine Wegweiser oder Stundenlange Tutorials. Was ich aber brauch ist vorallem Inhalt und ein funktionierendes, balanciertes Kampfsystem. Zum Release von FF14 war es irgendwie so: Es gab ein Video, ein Tut.- Kampf, noch ein Video und noch ein Tut.- Kampf mit anschliessendem Storiefetzen. Danach gings schon los mit Freibriefen und dem Besuchen aller Städte (Teleportfunktion sei dank). Nach diesen paar Stunden und einigen Erkundungen ausserhalb der Städte hatte ich das Gefühl alles gesehen zu haben. SE hat ja betont das sie auch Casual - Gamern die Möglichkeit geben wollten soviel wie möglich vom Spielinhalt zu genießen, aber das war wohl zu viel des Guten. In der 11 war es schon reizvoll einfach nur eine andere Stadt zu besuchen - einfach aus dem Grund weil man nicht ohne Weiteres hinkam. Da konnte eben nicht jeder teleportieren, man konnte halt nicht mit Lvl1 Luftschiffe benutzen und man ist auch nicht überall problemlos durchgelaufen. Der Reiz fehlt jetzt gänzlich. Solche Beispiele würden mir noch einige einfallen aber das ist ja nicht das Thema (man musste sich sogar den Chocoboritt verdienen).

Um es abzurunden: Ich glaube es geht tatsächlich mehr in Richtung Casual und entfernt sich mehr von FF wie man es kennt und lieben lernen musste. Nun will ich nicht schwarzmalen aber so kommt es mir irgendwie vor, wie gesagt, die lautesten Stimmen eben.
Es gibt zahlreiche Dinge die mir an FF14 gefallen und leider genauso viele die mir nicht gefallen oder einfach fehlen. Ich bin gespannt und verfolge die Entwicklung auch aktiv mit, ich werde mich auch im Forum hin und wieder blicken lassen und beteiligen aber bis auf weiteres werd ich wohl ein typischer Casual - Gamer bleiben.

mfg