Königliches Merkmal
Schwarz war die Nacht, nur beleuchtet vom Mond, so rot wie Blut. Keine Sterne. Selbst die Tiere schwiegen. Im Schloss war bereits Ruhe eingekehrt. Alle schliefen.
Der Wächter hatte Schwierigkeiten seine Augen offen zu halten. Wieder eine Nacht ohne besondere Zwischenfälle. Schon einen Monat hatte er hier Dienst. Das einzig andersartige als sonst war dieser blutrote Mond da draußen. Es schauderte ihm bei dem Gedanken. Er schaute noch einmal aus dem Fenster hinauf zum Mond. Plötzlich hörte er ein Geräusch. Leise nur, doch außer ihm gab es niemanden der auf sein sollte. Schlagartig wurde er wieder wach. Eine Sekunde nur, bevor er diesen leuchtenden Kürbiskopf sah, riesig, mit einer Fratze die ihn anzugrinsen schien, und er starb.
Der dunkle Schatten huschte von Gang zu Gang, Wache zu Wache, Raum zu Raum.
Dort wo er war, hinterließ er seine Spur. Die Gänge füllten sich langsam mit der im Mondlicht schimmernden Flüssigkeit…Blut.
So dunkel der Schatten auch war, so hell leuchtete sein Kürbiskopf. Rotfarben wie der Blutmond, der vom Himmel hinabblickte. Rötlich schimmernd nicht nur der Kürbis, sondern auch das Blut der Opfer. Bald hatte er sein Ziel erreicht. Die Gemächer der Königsfamilie lagen nur wenige Meter vor ihm. Er grinst.
Die Türen knarrten leise, doch laut genug, um die Kinder aus dem Schlaf zu reißen. Nebenan gab es einen kurzen erstickenden Schrei. Gefolgt von einem zweiten. Die Kinder sahen sich an. Er sprang auf und riss seine Schwester mit sich. Das Letzte, was er noch sah als er zurückblickte, war die Fratze eines rotglühenden Kürbiskopfes, und die Axt in dessen Händen. Sie glühte und loderte vor Flammen. Dann bogen sie ab.
Beide liefen so schnell es ging. Instinktiv unterdrückten sie Hilfeschreie. Das Schloss schien leerer als sonst. Die nächste Abzweigung zeigte ihnen warum. Der Gang schimmerte im Mondlicht. In diesem Schimmer lag der Körper einer Wache. Nur einen halben Meter daneben der abgetrennte Kopf. Er gehörte dem neuen Wächter. Gang für Gang fanden sie mehr Leichen. An der letzten Biegung erwartete sie der nächste Schimmer. Hoffnung. Dicht gefolgt von einer lauter werdenden Kürbisfratze. Sie hatten den Geheimgang fast erreicht. Doch der Schatten war schnell. Sie konnten nicht unbemerkt in den Geheimgang entschwinden und liefen so nun ihrem Schicksal entgegen.
Der Gang führte zu einer Höhle. Wasser umgab ihre Füße. Bald gab es kein Zurück. Sie gelangten zum Höhlenausgang. Und blieben an der Klippe stehen.
Hinter ihnen kamen die plätschernden Schritte näher. Sie wendeten sich der Kürbisfratze zu. Der Kürbis schwang seine Axt. Kurz bevor sie auf die beiden Königskinder einschlug, drehten sie sich um und sprangen.
Die Axt sauste nieder. So schnell sie auch war. Die Kinder waren schneller. Zumindest fast. Die Axt traf den Jungen noch im Sprung in sein Hinterteil und spaltete es leicht.
Das königliche Merkmal ward geboren. Es wurde nun schon von Generationen zu Generationen weitervererbt. Auch wenn alle Nachkommen darauf sitzen, zeugt dieses Merkmal von königlicher Abstammung. Und der Kürbiskopf, ich, Wingoleiros Malicia, wird nun auch diese, Jahr für Jahr, am Blutmond heimsuchen. GARHARHAR
Charaktername: Wingoleiros Malicia
Welt: Phoenix
Preis: Schal der Schlagfertigkeit
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