I lieg am Ruckn
und starre mit leerem Blick die Klippe hinauf und wieder hinab, versuche mein blutiges Köpfchen zu heben und entdecke den gepiercten Nabel: Aufgespießt liege ich da, Shy, stalagmittig gepfählt, genau ein Leben und einen Abgrund weit entfernt von meinen Engelchen, meinen Gefährten im Kampf gegen diesen steinstarken Felsenfiesling, der uns immer wieder herausfordert, der mich abgeschüttelt hat, als ich noch im Rutschen nach seinem Rock-Zipfel greifen wollte, der mir tief polternd „Nein!“ entgegengrollte, bevor er mich fingerschnippend in die kluftige Tiefe wehte. Ich wende meinen knackenden Nacken, sehe Schilder, Schilder, die mir sagen, dass meine geliebte Sally auch schon „here was“, Sally, meine treulose Miquo'te-Bardin, die inzwischen ihren Bogen wiederverwertet hat und mir vor langer Zeit zum Abschied eine letzte Weisheit entgegen gelächelt hatte, bevor sie pantomimisch Ohrfeigen andeutend im Äther verlustig gegangen war: „In a world full of Zackstreifs, be Salice Sonnentanz.“
Totsein ist doof, denkt jemand, der nicht ich bin. Über mir animiert sich die Vision einer leuchtenden Waffe, die Glefe eines Königs, und das wird wohl der Film sein, denke ich, der Film, der abläuft in der Stunde des Todes. Bilder steigen auf aus den Nebeln des Dorfes, Erinnerungen an Krämerklingeln und Marktbretter, wo wir uns sammelten, umgeben von sepherrotteten Terror-Tifas und Horror-Clouds: Ich sehe die grauhäutige Kriegerin mit dem alchemistischen Kochlöffel, die mich hüpfend umarmt. Ich erblicke meine mondgöttische Liebeskönigin aus dem Osten, die auch auf das hässlichste Gesicht ein strahlendes Leuchten malen kann. Die Göttliche lähnt sich weit aus ihrem Fenster, tauscht ihren Bogen gegen einen weißmagischen Stab und pampert ein Kätzchen, während ein junges Schreiberding seine Goldschüppchenrüstung anlegt. Da steht die untalentierte Ninjaschnulpe und macht ein trauriges Gesicht, weil ihr Anhandeln ohne Sinn bleibt, und da seufzt der häufig erschöpfte Lala, der so gerne Musik macht und sich regelmäßig an der Front die Legionellen einholt. Ich beginne mich zu erinnern, ich erinnere den Countdown zum Angriff, den Ansturm auf den reinen Titan, der extrem um sich schlug, die kitzelnde Angst vor dem feurigen Gatsch, sehe das pumpende Granitherz, ich spüre den faustischen Schwinger, der mich zum Abgrund fetzte, reiße die Augen auf und falle, ich falle, i hea a Gschroa in fremder Zunge, ich fühle den Aufprall, fühle splitternde Knochen und überschnappende Sehnen, ich sehe die Nachtschwärmerin schlittern, die Ninjaschnulpe stolpern, sie finden keinen Halt mehr, sie rutschen, sie fallen, fallen und dann segelt auch Eos an mir vorbei und eine meisterhandwerkliche Gelehrte hinterher, und sie alle, alle zerplatzen in der Grube wie ein Bomber nach dem dritten Schlag.
Totsein ist doof, denkt jemand, der nicht ich bin. Es macht mich traurig, dass der Himmel so weit ist, weit weg wie ein Mythos, ich ahne in der Ferne das erlösende Echo, spüre meine zitternden Hände, bin in heilsames Leuchten gehüllt, das mich zurückholen wird, die Wiedergeburt auf Knopfdruck, auf Knopf, auf Knopf knopf knop knoknknkkkkonnection lost.
Wie jetzt? Connection lost?
MAMAAAAA, Dominik lädt wieder Filme runter! Der Noob hat das Internet gekillt!
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Shy Blewnut
Odin
Adeligen-Rossharnisch